Mittlerweile sind wir ja der festen Überzeugung, dass ganz Costa Rica – zumindest die Teile, die wir besucht haben – ein einziger großer zoologisch-botanischer Garten ist. Der Regenwald reicht quasi bis in die Ortschaften hinein, dessen Vielfalt lässt sich kaum in Zahlen fassen und von der Fauna mal ganz zu schweigen.
Wir sind im Parque Nacional Manuel Antonio unterwegs, weil dieses Naturreservat in keinem Reiseführer fehlt und von jedem Reisenden empfohlen wird. Mit sieben Quadratkilometern ist er der kleinste Nationalpark Costa Ricas, zu ihm gehören sowohl die Palmenwälder am Pazifik als auch zwölf der Küste vorgelagerte kleine Inseln. Zum Schutz und Glück für die Tiere ist nur ein kleiner Teil durch Wege erschlossen – das minimiert zwar die Chance auf eine erfolgreiche Fotosafari, aber man muss eben auch die Augen offen halten und manchmal auch etwas Glück haben.
So rennt uns am ersten Tag ein Horde Weißgesicht-Kapuzineräffchen vor die Kamera. Erstaunlicherweise haben sie keine Scheu und behandeln uns wie Luft. Wir erleben lustige und bewegende Szenen und haben am Abend tolle Aufnahmen im Kasten (schaut auch mal in der Rubrik Filme vorbei). Aber auch Mantelbrüllaffen, Leguane und anderes Getier hockt sich geduldig vor die Linse.
Am zweiten Tag gelingt endlich die Beobachtung zweier Faultiere, eines davon mit an ein Kuscheltier erinnerndem Nachwuchs auf dem Bauch. Zwar hatten wir vorher diverse Fellkugeln in den Wipfeln der hohen Bäume erspähen können, aber mit den Fotos wäre kein Preis zu gewinnen gewesen. Aber nun der Hauptgewinn: gute Distanz für das Teleobjektiv, freie Sicht und brauchbares Licht – was will die ambitionierte Tierfotografin mehr?
Wermutstropfen an dieser Geschichte: Leider ist der Park in unseren Augen nicht nur überbewertet, sondern völlig überlaufen. Kommerzielle Interessen stehen augenscheinlich über dem Naturschutz und der Großteil der Besucher des Nationalparks denkt wirklich, im Zoo zu sein. Traurig für die Tiere, die sich diesem Zirkus nicht immer entziehen können.