Wie der Zufall so spielt

Immer wieder sind wir verwundert, welcher Zufall uns an einen Ort bringt, an dem gerade der Bär steppt. Der sich ewig hinziehenden, von Flachland gesäumten Straßen überdrüssig, folgen wir dem Hinweis auf das Städtchen Yoder, das als einer der zentralen Orte der Gemeinschaften der Amish-People gilt. 

Eigentlich ist dieser Ort viel zu klein. Nimmt man den Fuß nicht vom Gas, ist man auch schon wieder am Ortsausgang angelangt. Aber heute ist was los, alle Wiesen am Ortsrand wurden zu Parkplätzen umfunktioniert, von weitem sehen wir eine Kolonne von Reitern mit Fahnen und Transparenten und folgen unserer Neugier zu sehen, was hier passiert. Entlang der einzigen Hauptstraße haben sich unzählige Menschen versammelt; sie haben Campingstühle dabei, die sie am Straßenrand aufstellen. Wir sehen die für die Amish typischen Outfits – die Männer mit Oberhemd und breiten Hosenträgern darüber, der sorgfältige getrimmte Kinn-Backen-Bart umrahmt das Gesicht, und ohne Hut geht es gar nicht; die Frauen in meist einfarbigen Kleidern, die Haare hochgesteckt unter einer weißen Haube; die Kinder sehen aus wie die Abbilder der Erwachsenen. Dies mischt sich auch mit unzähligen Besuchern, so dass wir nicht weiter auffallen. 

Wir beschließen abzuwarten, was nun passiert und setzen uns in Ermangelung eigener Stühle einfach auf die Wiese unter einen Baum. Die Kinder säumen die Straßenränder, Kinderaugen leuchten in freudiger Erwartung und die Erwachsenen halten Smalltalk mit den Nachbarn. Silkes Kamera klickt sich ungestört von Motiv zu Motiv.

Und dann geht die Parade los, zuerst kommen die Reiter, allen voran der Sheriff mit der amerikanischen Flagge, es folgen etliche Gruppierungen unbekannter Zugehörigkeit. Neben Amish sehen wir auch richtige Cowboys, vor allem die teilweise noch sehr jungen Reiter sind sehr fotogen, sind sie doch gekleidet wie die „echten“ Rinderhirten und sitzen auf ihrem Gaul lässig wie der Marlboro-Mann. 

Nun erklärt sich aber auch das Gedrängel der Kinder in der ersten Reihe, denn von Reitern und nachfolgenden Kutschen und Fahrzeugen werden Süßigkeiten abgeworfen. So füllen die Kinder ihre mitgebrachten Beutel mit Leckereien, die Frechen und Flinken haben natürlich die volleren Taschen. Am Ende hat aber jeder etwas abbekommen, denn die Parade ist lang. Nach den Kutschen kommen die Traktoren, teilweise aus den 1930er Jahren, aber auch das moderne Gerät darf nicht fehlen. Selbst Feuerwehr und Ambulanz sind dabei und manches Kleinkind thront glücklich auf Mamas Schoß auf dem Beifahrersitz. 

Der „Yoder Heritage Day“ findet übrigens einmal im Jahr am letzten Samstag im August statt. Was für eine glückliche Fügung, dass wir just an diesem Tag hier vorbeigekommen sind. Weniger zufällig kampieren wir am Abend am Wilson Lake, hierhin lockt uns die Beschreibung eines Wanderwegs an der Küste dieses Stausees. Das ist insofern etwas Besonderes, da Wandern hier in Kansas schon rein landschaftlich nicht so sehr hoch im Trend liegt. So freuen wir uns, die Wanderschuhe auspacken zu können. Der Trail führt uns zu einigen schönen Felsformationen direkt am Wasser, die wir daher auch schwimmend erkunden. Die Bewegung tut uns gut, auch wenn die Temperaturen am Nachmittag den Rückweg etwas länger werden lassen. 

Apropos langer Weg: hin und wieder finden wir eine Art Oase mit urwüchsiger Natur, aber die Grasländer und ewig flachen Landschaften sind wirklich nicht der Hit. Darum fahren wir zurzeit sehr viel und versuchen, bald in die Berge zu kommen. Wenn die Planung aufgeht, sind wir Samstag (3.9.) am Tor des Rocky Mountain National Parks. Aber vielleicht kommt uns wiederum ein schöner Zufall in die Quere?

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