Es tut gut, wieder Landluft zu atmen und grüne Berge und Täler an uns vorbeiziehen zu lassen. So sehr uns die historische Altstadt von Sucre auch gefallen haben mag, die reine Natur ist doch um vieles besser.
Aus der gemäßigten Höhenlage der Hauptstadt geht es stetig bergauf, mehr als tausend Höhenmeter höher weichen die grünen Berge schroffen Spitzen. Eine der Londoner Towerbridge nachempfundene Brücke steht sinnlos in einem Flusstal – es gibt keinen Weg mehr, für den man sie überqueren sollte und deswegen ist sie wohl auch baufällig. Am Abend finden wir einen idyllischen Übernachtungsplatz an einem kleinen Flüsschen. Nebenan befindet sich eine kleine Obstplantage, deren Besitzer Juán sehr erfreut über Besuch aus dem fernen Europa ist. Es zeigt sich wieder bolivianische Gastfreundlichkeit, denn er erntet Pfirsiche und Kräuter frisch für uns. Am nächsten Morgen führt er uns zu Felszeichnungen, deren Alter auf über 8000 Jahre geschätzt wird. Sichtlich stolz zeigt Juán uns sein Tal, das er samt der Sehenswürdigkeiten von seinen Eltern geerbt hat. Dass er die Existenz der Zeichnungen noch nicht vermarktet hat, ist sicher auch eine Art Naturschutz.
Die große Stadt Potosí tangieren wir nur, denn abgesehen von einer winzigen Altstadt-Parzelle gibt es wenig Schönes zu sehen. Die meisten Touristen kommen wegen der geführten Touren in die Silberminen im Cerro Rico her. Wir jedoch haben keine Lust auf die Stadt und einsturzgefährdete Stollen in einem durchlöcherten Berg nach Modell Schweizer Käse.
Hägar hat es im Randgebiet von Potosí tapfer auf 4200 Höhenmeter geschafft. Unser Ziel liegt glücklicherweise etwas tiefer. Wir steuern die Estáncia Churata an, ein liebliches Tal auf „nur“ 3850 Metern, das vorwiegend von Lamas, Kühen und Schafen, aber auch wenigen Menschen bewohnt wird. Die Höhenlage sieht man dem fruchtbaren Tal gar nicht an, die Wiesen sind saftig dank reichlich vorkommenden Wassers und die Tiere führen ein sorgloses Leben. Hier befindet sich auch ein Refugio eines den Klettersport liebenden Bolivianers, der sein Haus nicht mehr benötigt und daher als Berghütte umgestaltet hat. Doch das gehört eigentlich schon in den folgenden Beitrag.