Nass-Strecke

Bei unserem Besuch im Parque National Cahuita sind wir schon ins dauerfeuchte Tiefland vorgedrungen. Aber das ist noch gar nichts im Vergleich zum Parque National Tortuguero, der als nächstes auf unserer Liste steht. In einer Art Städte-Hopping bewegen wir uns durchs Land, da es  keine durchgehenden Verbindungen auf unserer Route gibt und jeder Abschnitt von einer anderen, regionalen Busgesellschaft bewirtschaftet wird. Die letzte Fahrtstunde legen wir auf dem Boot zurück, denn unser neues Ziel kann man nur schippernd oder fliegend erreichen. Damit wird bereits die Anreise zu etwas Besonderem. 

Der Name Tortuguero leitet sich vom spanischen Wort für Schildkröte (Tortuga) ab und bedeutet ungefähr so viel wie Platz, an den die Schildkröten kommen. Immerhin vier der sieben Arten der  Meeresschildkröten kehren immer wieder an die Strände der Region zurück, um ihre Eier im warmen Sand zu verbuddeln. Heerscharen von Touristen kommen hierher, um den Tieren nachts aufzulauern und sie bei der Eiablage zu belästigen. Auch wenn es ausdrücklich untersagt ist, weißes Licht und Blitzlichter zu verwenden, sieht man dennoch abends mit Lampen bewaffnete Trupps in Richtung Strand verschwinden – wenigstens darf man es nur mit einem Guide und nicht auf eigene Faust tun. Wir dagegen respektieren das Recht der Tiere auf eine ungestörte Eiablage und machen diesen Zirkus nicht mit. Dafür konzentrieren wir uns auf Aktivitäten im Tageslicht, denn der 312 Quadratkilometer große Nationalpark bietet ungeahnte Möglichkeiten. 

Extra für die Erkundung zu Fuß hat man einen gut befestigten Bohlenweg in den sumpfigen Regenwald gebaut, so dass man trockenen Fußes über den Morast hinwegschreiten kann. Der Weg führt nicht nur um einen erloschenen Minivulkan herum, sondern auch hinauf zu einer Plattform mit Blick über die Kanallandschaften. In den Bäumen zeigen ein paar rotbraune Klammeraffen, was sie drauf haben. Misstrauisch glotzt ein Tukan vom Nachbarbaum, offensichtlich war auch er scharf auf die süßen Früchte, die jetzt im Affenmaul verschwinden. Einige Etagen tiefer hat ein große Spinne ihre Fallen gestellt und wartet geduldig auf Beute.

Für den nächsten Tag buchen wir eine Tour mit dem Boot – mal wieder nicht das, was alle machen. Wir sitzen nicht im motorgetriebenen Langboot mit 30 Plätzen, sondern in einem normalen Kanu und sind ganz allein mit unserem Guide, dem wir gerne beim Paddeln helfen. Dafür schafft es unser Mini-Ausflugskahn auch in Gefilde, die den motorisierten Massentouristen nicht zugänglich sind. Unser Guide Warren steuert in kaum erkennbare Lücken im dichten Uferwald und zeigt uns eine stille und verzauberte Wasserlandschaft, die Heimat für viele Tierarten ist. Ungefähr die Hälfte der in Costa Rica lebenden Vogel- und Reptilienarten lebt hier, von denen sich einige Vertreter für ein Porträt zur Verfügung stellen. 

Das gleichnamige Dorf Tortuguero existiert erst seit 1940, als man begann, den tropischen Regenwald abzuholzen und die verzweigten Flussarme erweiterte, um das Holz besser abtransportieren zu können. Doch bereits 1978 stellte der Staat das Gebiet unter Naturschutz und der Wald konnte sich regenerieren. Seitdem leben die Einwohner der Region vom Tourismus, sind Bootsführer, Naturschutzwächter, Hoteliers oder verdingen sich in den unzähligen Restaurants. Hier machen wir dann doch mal mit und probieren die einheimische Küche aus – natürlich mit Blick aufs Wasser.  

3 Antworten auf „Nass-Strecke“

    1. Die Kaimane waren zwischen einem Meter und Einsfuffzich groß. Sie ließen sich auch nicht von uns stören, obwohl wir teilweise auf einen Meter dran waren.

  1. Hallo ihr!Das braucht viel Mut durch diese uns fremde Natur zu streifen👌 Tolle Bilder und Text.Man glaubt mit unterwegs zu sein.Lg Regina

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