In den großen Eiszeiten vor etwa drei Millionen Jahren formten Wasser und Eis eine beeindruckende Landschaft: Rund geschliffene Granitriesen erheben sich bis zu 1000 Meter über ein enges Tal; unzählige Wasserfälle stürzen sich über die Abbruchkanten, um sich im Talboden zu einem mächtigen Fluss zu verbünden. Üppiges Grün, dominiert von Mammutbäumen und Pinien, harmoniert mit dem Grau des Gesteins. Wieder einmal fühlen wir uns klein vor der kaum zu begreifenden Größe der Schöpfung im Zentrum des Yosemite National Parks.
Wie die Katzen um den heißen Brei sind wir in den vergangenen Wochen um diesen Nationalpark der Superlative herumgeschlichen, der sich erst noch von den Nachwehen des Jahrhundertwinters befreien musste. Jetzt sind Sonne und Sommer auf dem Vormarsch. Zwar tragen die höheren Erhebungen immer noch Schneehäubchen, auf der berühmten Passstraße Tioga Road sind Schneefräsen und Forstarbeiter im Dauereinsatz und selbst unten im Tal stehen die Wiesen und Wälder unter Wasser, da der eng geschnittene Abfluss des Merced River gar nicht alles schafft.
Natürlich interessieren sich noch viele Andere für die Einzigartigkeit dieses Tales. Ungefähr 5 Millionen Besucher zählt Yosemite jedes Jahr, die sich die Campingplätze, Hotels und Lodges, aber auch die Straßen und Parkplätze teilen. Möglicherweise ist der Andrang dank des späten Saisonstarts noch größer, daher verwandeln wir uns in frühe Vögel und brechen jeweils bereits im Morgengrauen am Nachtlager auf.
An vier Tagen durchforsten wir nahezu jeden Winkel des Tales und legen dabei 48 Kilometer auf Schusters Rappen zurück. Logisch, dass wir meist nicht allein unterwegs sind, doch mit der nötigen Geduld kann man die schönsten Motive auch ohne andere Menschen fotografieren. Mitunter finden wir auch Strecken abseits der Touristenströme, auf denen wir fast allein sind.
Tag 1 führt uns zunächst zu den Yosemite Falls, einem der bekanntesten Wasserfälle des Parks. Bereits aus der Ferne kann man das Getöse der Wassermassen hören, die sich in drei Stufen 739 Meter zu Tal stürzen. Weiter geht es durch Wälder mit knorrigen Eichen und steilen Granitfelsen zum Mirror Lake, der zu Füßen des legendären Half Dome liegt. Der vor Urzeiten kugeligen Bergkuppe fehlt seit der letzten Eiszeit eine Hälfte, daher sein Name. Hoch aufragend wacht die glatte Steilwand über den See und das Tal.
An Tag 2 geht es aus dem Tal hinauf zu zwei Wasserfällen, die der Merced River bildet. Dank der Schneeschmelze führt der Fluss besonders viel Wasser, was das Ganze noch imposanter erscheinen lässt – eine erfrischende Dusche ist inklusive. Immer im Blick haben wir wieder den Half Dome, diesmal zeigt er uns seine runde Seite. Da wir auch einen Aussichtspunkt nicht auslassen wollen, haben wir am Ende der Tour nicht nur viele Kilometer, sondern auch Höhenmeter auf dem Tacho.
Am dritten Tag sollte es eigentlich nur eine kleinere Erholungstour werden, die aber dank der wenigen Brücken über den Merced River doch etwas größer ausfällt. Hauptattraktion dieser Runde im Tal ist der El Capitan, dessen Name vor allem Kletterfreunden ein Begriff sein dürfte. Der mächtige Granitfelsen ragt mehr als 1000 Meter über dem Talboden auf, die Dimension seiner Größe ist kaum zu erfassen, noch weniger in einer Fotografie einzufangen. Das Auge findet erst mit dem Fernglas eine Referenzgröße, wenn die bunten Punkte in der Wand als Kletterer zu erkennen sind.
Tag 4 sollte uns eigentlich auf das Hochplateau und auf den Sentinel Dome führen, zu gern hätten wir den Ausblick ins Tal genossen. Jedoch am Beginn der Zufahrtsstraße sind Verbotsschilder aufgestellt, die uns die Weiterfahrt zum Anfang des Wanderweges verwehren. Wir disponieren also um und besuchen einen besonderen Wanderweg, der uns durch einen Wald mit riesigen Sequoias führt. Zwar hatten wir schon viele Vertreter der Mammutbäume gesehen, doch sind diese Exemplare besondersbeeindruckend. Der größte von ihnen, Grizzly Giant genannt, wird sowohl vom Umfang als auch der Höhe mit der Freiheitsstatue von New York verglichen.
Übrigens hat Stefan bereits als kleiner Junge vom Yosemite geträumt, denn in seinem Kinderzimmer hing lange Zeit ein Plakat, das einen Kletterer in den glatten Granitwänden des El Capitan zeigte. Fernweh lässt sich heilen, man muss dem nur nachgeben – yo.
ui, ehrlicherweise kann ich mich an das Plakat im Kizi nicht erinnern, wussten es die Eltern noch?
Zu den Bildern und der realität kann man nur sagen: einer der schönsten plätze der Erde, obwohl unser Spruch ja immer ist: es ist überall schön wenn man unterwegs ist, unlängst durfte ich im bielatal diese Erfahrung wieder mal machen, nicht so hoch die Felsen, aber trotzdem toll anzusehen.