Am Tiefpunkt

Keine Sorge: der tiefsinnige Titel hat (fast) nichts mit unserer Gemütslage zu tun. Uns geht es prächtig und die Stimmung ist bedingt durch die Erlebnisse der letzten Tage (wieder) auf hohem Niveau. 

Nördlich des Joshua Tree Parks erstreckt sich die Kernzone der Mojave Desert, die wir vor allem deswegen durchqueren, weil es die landschaftlich reizvollere Route zu unserem nächsten Ziel darstellt. Eine kleine Stippvisite führt uns zum Amboy Crater, der sich rund 80 Meter über einer Hochebene erhebt. Es ist beeindruckend, auf dem Kraterrand herumzuspazieren (wohl wissend, dass der letzte Ausbruch 10.000 Jahre zurückliegt). Das schwarze Eruptivgestein heizt sich in der Sonne stark auf, so spürt man die Sonneneinstrahlung doppelt. 

Ganz in der Nähe biegen wir in die berühmte Route 66 ein, der wir für ein paar Kilometer folgen. Die Sixty Six ist eine der ältesten Fernstraßen der USA, allerdings verlor sie ihre Bedeutung Mitte der 80er Jahre, als das Netz der Autobahnen massiv erweitert wurde. Heute sieht man vor allem Motorradfahrer auf der historischen Strecke. Am legendären Roy´s Café legen wir eine Pause ein und nehmen einen Kaffee im Ambiente der 50er Jahre. 

Über die lebensfeindlichen Bedingungen im Death Valley haben wir einiges gelesen, hat das Tal doch seinen Namen nicht zu unrecht. Das Tal des Todes ist der heißeste Ort der Erde, der gemessene Rekord stammt von 1913 und liegt bei 57° C. Wir erleben die Wüste bei 44° C und spüren die unbeherrschbare Kraft der Natur buchstäblich am eigenen Leib. Eine kleine, aber sehr gut aufbereitete Ausstellung im Furnace Visitor Center berichtet eindrucksvoll von Ureinwohnern, Goldsuchern und vor allem der Unbarmherzigkeit der trockensten Region Nordamerikas.

Die geplante Wanderung stellt sich somit als undurchführbar heraus, wahrscheinlich kommen wir hierfür mindestens 2 Monate zu spät. So drehen wir mit Hilde noch eine Extrarunde und besuchen  das Badwater Basin. Hier befindet man sich 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel und damit auf dem tiefsten Punkt Nordamerikas. Erst der sich am späten Nachmittag einstellende Sandsturm versucht, unsere Stimmung auf den Tiefpunkt zu bringen. Auch wenn der feine Sand in alle Ritzen dringt gelingt es der Naturgewalt allenfalls uns davon zu überzeugen, am nächsten Tag in gemäßigtere Gebiete weiterzuziehen. 

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