Fast auf den Tag genau ein halbes Jahr nach unserem Abflug erreichen wir das dritte Land unserer Reise. Guatemala ist neben Belize einer der beiden südlichen Nachbarn von Mexiko und ist das bevölkerungsreichste Land Zentralamerikas (aber nur, weil Mexiko noch zu Nordamerika gezählt wird). Dabei ist es kaum größer als die ehemalige DDR, man könnte also relativ schnell von einem zum anderen Ende gelangen (also einmal Zittau – Greifswald), was wiederum nicht in unserem Sinne ist. Hingegen passt der Wahlspruch des Landes hervorragend zu uns: El país de la eterna primavera (das Land des ewigen Frühlings).
Da wir bekanntlich die Berge lieben, zieht es uns vor allem ins zentrale Hochland. Die Region liegt in einer Höhe von 1500 bis 3000 Metern, überragt von markanten Vulkankegeln. Hochebenen und tiefe Täler lösen einander ab, steile und schroffe Berghänge fallen zu Flüssen und Seen. Logisch, dass auch die Straßen nur noch aus Kurven bestehen – mitunter erstaunt es uns, wie hier Straßen gebaut wurden. Vor allem aber kleidet sich die Landschaft in sattem Grün, die Berghänge sind von Berg- und Nebelwäldern dicht bewachsen. Die Guatemalteken sind ein sehr freundlicher, liebenswürdiger Menschenschlag, sie empfangen den Reisenden mit einem Lachen im Gesicht.
Es mag nicht verwundern, dass wir uns sofort wohlfühlen, vor allem deshalb, weil die Berge nicht nur so in der Landschaft rumstehen, sondern oft auch für Wanderungen erschlossen sind. Wir steuern als erstes großes Ziel den Lago Atitlán an, mit 130 Quadratkilometern der zweitgrößte See Guatemalas. Seine Entstehung verdankt er dem Ausbruch eines Supervulkans vor ca. 84.000 Jahren. Daher gilt es erst, eine steile Abfahrt in Kauf zu nehmen, um an die Ufer zu gelangen, die in einer Höhe von 1560 Metern über dem Meeresspiegel liegen. Und weil es straßentechnisch ein schwieriges Gelände ist, eilt man hier per Wassertaxi von Ort zu Ort. Gar manche Ansiedlung ist ausschließlich auf dem Wasserweg zu erreichen.
Wir finden einen traumhaften Platz direkt am Seeufer mit Blick auf die Vulkane Atitlán (3535 m), Tolimán (3158 m) und San Pedro (3018 m), die allesamt schon länger erloschen sind. Weil uns die Herausforderung herausfordert, bezwingen wir den letzteren der drei Genannten und sind stolz auf die geschafften Höhenmeter – neuer persönlicher Rekord von 1200 m. Auch wenn der Muskelkater grüßen lässt, stehen noch weitere attraktive Ziele auf unserem Wunschzettel. Davon bald mehr!