Eigentlich brauchten wir nach den viel Canyons in den USA so schnell keine tiefen Schluchten mehr. Aber Bilder anderer Reisender machten Appetit auf den Besuch des Cañon de Sumidero nahe Tuxtla, der Regionalhauptstadt des Staates Chiapas.
Weil bei uns der Weg auch das Ziel ist, nehmen wir die kürzere, aber langsamere Route durch die Dörfer, die so wunderbar typisch für die Region Chiapas inmitten malerischer Berge und Täler liegen. Die Straße windet sich in endlosen Serpentinen über die Berge und entlang romantischer Flüsse – mitunter führt nur eine abenteuerliche Brücke zu den Häusern auf der anderen Seite. Ein erfrischendes Bad gibt es in einem Balneario natural unterhalb eines Wasserfalles nahe des Kolonialstädtchens Chiapa de Corzo, das unser Ausgangspunkt für den Besuch des Canyons ist.
Die Schlucht ist eine eindrucksvolle Naturschönheit, deren Wände bis zu 1000 Meter hoch sind. Der Río Grijalva wurde erst durch den Bau eines Staudamms gebändigt und kann ausschließlich per Boot erkundet werden. Der zum Nationalpark erklärte 35 Kilometer lange Abschnitt des Flusses beheimatet seltene Pflanzen wie Ceiba-Bäume, Zypressen und Orchideen. Aber auch die Fauna kommt nicht zu kurz: wir sehen Reiher, Pelikane und Kormorane, die Ufer werden von Krokodilen besiedelt und in den Bäumen hocken sogar Affen.
Bereits am nächsten Tag erreichen wir einen der laut Eigenwerbung schönsten Kolonialorte Mexikos, das Städtchen San Cristóbal de las Casas. Die auf 2200 m liegende Bergstadt ist ein beliebtes Touristenziel und lädt zum Flanieren in den bunten Straßen rund um die große Catedrál ein. Neben hunderten kleiner Lädchen für Mode und Kunst buhlen unzählige Restaurants und Cafés um die Gunst der Besucher. Aus so mancher Kneipe tönt Live-Musik bis auf die Straße, die Musikmischung ist international (gejodelt wird zum Glück nicht).
Wetterbericht: Im Dunstkreis der Hauptstadt Tuxtla können wir weiterhin unser Sommeroutfit tragen, ein Sonnenschutz ist eine gute Idee, der Fahrtwind auf dem Boot erfrischt ungemein. Die Fahrt ins nahegelegene, aber hoch in den Bergen liegende San Cristóbal bringt den Temperatursturz. Tagsüber legt man allenfalls mittags das Jäckchen ab, in der Nacht ist es immer nur einstellig.