Anders als gedacht

Da macht man also ausnahmsweise doch mal einen Plan und freut sich auf besonders schöne Dinge, zum Beispiel auf die Flügelschläge von Millionen Faltern. Dass aber mitunter nicht alles so eintritt wie gedacht, ist dem bekannten Spruch folgend also voraussehbar.

Der Monarchfalter ist ein so genannter Wanderfalter. Den Sommer verbringt er im Gebiet der Großen Seen im südlichen Kanada, weil dort seine Lieblingsspeise, die Seidenpflanze, wächst. So wie wir macht er sich aber vor dem Wintereinbruch auf den Weg und verbringt die Winterferien 3600 km weiter südlich in der mexikanischen Sierra Nevada. Was liegt also näher als ein Treffen unter Winterflüchtlingen?

Der Plan: Wir entscheiden uns für ein kaum besuchtes Gebiet, das leicht oberhalb von 3000 Höhenmetern liegt und touristisch noch nicht so erschlossen ist. Dort können wir ganz romantisch auf einer Lichtung übernachten und haben die Falterpracht direkt vor der Tür und der Linse. Was tritt ein? Im letzten Ort auf etwa 2500 Höhenmetern werden wir von einem Gewitter überrascht, die Wassermassen verwandeln nicht nur die Straße zu einem reißenden Bach, nein auch in unserer Vorstellung verwandelt sich die romantische Wiese in sumpfigen, unbefahrbaren Morast. 

Neuer Plan: Wir nehmen doch den offiziellen, asphaltierten Parkplatz, sind ja nur noch 9 Kilometer.   Was tritt ein? Die von unserem Navigationsprogramm vorgeschlagene Route ist eben der kürzeste, wenn auch nicht der praktischste Weg – steil und grob gepflastert schüttelt es uns und Hilde ordentlich durch (positiv: je schlechter der Weg, desto besser die Landschaft).

Plan für den nächsten Tag: Wir stehen zeitig auf und sind vor Ort, wenn die Sonne auf die Falterflügelspitzen trifft, denn erst dann verlassen sie die Zweige der Nadelbäume, an denen sie zuhauf die Nacht verbringen. Was tritt ein? Die Sonne kämpft mühsam mit Nebelschwaden und Wolkenresten und dringt kaum zum Subjekt unseres Forscherdrangs durch, was dieses wiederum nicht veranlasst, den Schlafplatz zu verlassen. 

Doch den Geduldigen winkt Lohn: Glücklicherweise schafft es die Kraft der Sonne doch noch, Löcher in den feuchten Dunst zu lecken und wir dürfen den Start der geflügelten Frühaufsteher miterleben (hier gibt es einen Film). Leider verhindert ein Absperrband ungezügelten Forscherdrang und lässt unsere Linsen nicht nah genug an die Tiere heran. Und so war es wieder anders als gedacht. 

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