Fährt man die Panamericana von Nazca Richtung Norden, fühlt man sich bald wie in der Sahara – wir waren zwar noch nicht dort, aber die Dünen links und rechts der Straße sehen so aus. Inmitten der höchsten Sanddünen nahe der Stadt Ica liegt die Oase Huacachina. Schon während der Inka-Zeit war die Lagune ein heiliger Ort, wie der aus dem Quechua stammende Name zu verraten scheint. Der Legende nach entstand die Lagune aus den Tränen einer Frau, die ihren verstorbenen Gatten beweinte.
In Wahrheit wird der See aber von einem unterirdischen Fluss gespeist, der reich an Mineralien wie Eisen, Jod und Schwefel ist und dem deswegen medizinische Heilwirkungen zugeschrieben werden. Logisch, dass hier ein Badeort entstehen musste, von 1920 bis 1950 übrigens äußerst exklusiv und den Vermögenden vorbehalten. Der Niedergang begann mit dem Wachstum der nahe gelegenen Stadt Ica und ihrem steigenden Wasserbedarf, der der Oase sozusagen das Wasser abgegraben hat. Heute sorgen zwei Pipelines dafür, dass der Wasserspiegel des Tümpels einigermaßen konstant bleibt – Heilkraft besitzt das Wasser daher schon lange nicht mehr.
Auch wenn der Ort an Attraktivität verloren hat, sind die ihn umgebenden Dünen jedoch unglaublich faszinierend. Uns lockt es, die riesigen Sandberge hinaufzusteigen und an der vom Wind geschliffenen Kante auf den Sonnenuntergang zu warten. Das majestätische Sandgebirge, das bis an den Horizont zu reichen scheint, vermittelt tatsächlich ein Sahara-Gefühl. Dahinter irgendwo liegt das Meer – das ist hoffentlich kein Trugbild.