Auf die Linie achten

Nahe der Wüstenstadt Nazca im Südwesten Perus erstreckt sich eine ca. 500 Quadratkilometer große, trockene und von Felsblöcken übersäte Ebene, die der Reisende normalerweise so schnell wie möglich zu durchqueren sucht. Aber diese auf den ersten, oberflächlichen Blick trostlose Ebene birgt eines der größten archäologischen Mysterien der Welt, die so genannten Nazca-Linien. 1939 brachte ein Routineflug, der eigentlich der Erforschung von Bewässerungssystemen galt, die rätselhaften Linien im Sand ins Licht der Öffentlichkeit. Die mehr als 800 geraden Linien, 300 geometrischen Figuren und 70 Tier- und Pflanzenzeichnungen sind vom Boden aus nicht zu erkennen, erst von Aussichtstürmen oder aus dem Flugzeug erschließt sich dem Betrachter ein atemberaubendes Netzwerk von stilisierten Figuren. 

Über die Entstehung der Linien rätseln die Wissenschaftler noch heute. Möglicherweise haben Riesen mit Mammutbäumen Graffiti hergestellt oder Außerirdische haben ihre Zeichen hinterlassen – nicht umsonst ist Erich Däniken Ehrenbürger der Stadt Nazca. Etwas seriöser sind die Theorien, die eine Art astronomischer Bedeutung erkannt haben. Einige der Linien sind kalendertechnisch nutzbar und in den Tierzeichen können auch Sternbilder eine Rolle spielen. Zweifelsfrei sind etliche Linien so ausgerichtet, dass sie mit den Sonnenwenden oder dem Lauf der Gestirne in Verbindung gebracht werden können. 

Da die Sache mit den Riesen und den Mammutbäumen nicht ganz schlüssig klingt, fragt man sich natürlich, wer denn die Künstler gewesen sind. Auf jeden Fall ist das Alter der Geoglyphen auf mehr als 2200 Jahre geschätzt worden. Man vermutet als Urheber ein präkolumbisches Küstenvolk, das ca. 200 Jahre v. Chr. hier gesiedelt hat. Freuen wir uns jedenfalls darüber, dass sie wie auch immer diese Zeichnungen in den kargen Boden gekratzt haben, das Ganze so dauerhaft, dass wir uns heute noch daran erfreuen können. 

Da wir unser Vertrauen in die Flugsicherheit der peruanischen Privatflieger nicht unbedingt groß einschätzen, haben wir uns mit den Aussichten von Hügeln und Türmen begnügt. Daher gibt es zu dieser grandiosen Geschichte nur Bilder vom Baum und den Händen sowie einige Zeichnungen von einem Berghang bei Palpa. Die Fotografien, die während der Fahrt durch die Steinwüste entstanden, lassen die Trostlosigkeit und Einsamkeit der Landschaft erahnen und nachvollziehen, warum der Reisende diese Landschaft so schnell zu durchqueren sucht. 

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