Nach wundervollen Tagen im Hostal «La Lila» bei Maky und Alex packte uns dann doch das Reisefieber und wir mussten einfach mal wieder raus aufs Land. Von Cochabamba wollten wir den Bogen nach Sucre schlagen und uns dabei wie gewohnt viel Zeit lassen. Und dabei haben wir wieder sehr schöne Landschaften erwischt. Hochebenen und Gebirgszüge, immer wieder von tiefen Tälern durchschnitten, lagen uns teilweise buchstäblich zu Füßen, denn die Straße schlängelte sich permanent an den Berghängen entlang. An einem See zu campieren war gewolltes Kontrastprogramm zur großen Stadt.
Für unsere geplante Rundreise durch Bolivien strebten wir nun dem östlichsten Punkt zu. Wir wollten den berühmten, nur sonntäglich stattfindenden Markt in Tarabuco besuchen. Dazu benötigten wir noch einen Übernachtungsplatz entlang der Strecke, wurden aber lange nicht fündig. Letzten Endes fragten wir bei einem Bauernpärchen, die ihren Feierabend im Sonnenlicht vor ihrer Hütte genossen, nach einem Tipp. Kurzerhand luden sie uns ein, am Feldrain vor ihrer Hütte zu campieren. Und so lernten wir Clementina (69) und Maximo (70) kennen, die wohl ihr ganzes Leben auf ihren Feldern rings um ihren Hof verbracht haben. Der Hof selbst, gelegen auf etwas über 3000 Höhenmetern, ist kaum beschreibbar: vielleicht trifft es das Wort minimalistisch am ehesten. Bei einem Bier aus tschechischen Landen, das wir am selben Tag gekauft hatten, war einiges aus dem Alltag der beiden zu erfahren. Maximo fungierte dabei als Dolmetscher, denn seine Angetraute sprach nur Quechua. Von Ruhestand kann für beide keine Rede sein, denn es sind immer noch mehrere kleinere Felder zu bestellen, die beiden Kühe und das Schwein zu versorgen, Eier liefern zwei Hühner. Von ihren 9 Kindern leben die meisten in Argentinien und deshalb kennen sie nicht alle ihrer 35 Enkel mit Vornamen.
Jeden Sonntag strömen die Menschen aus umliegenden Dörfern in das beschauliche Dörfchen Tarabuco, das sich in einen einzigen riesengroßen Markt verwandelt. Hier kaufen oder verkaufen die oft traditionell gekleideten Campesinos neben Dingen des alltäglichen Bedarfs vor allem Teppiche, Ponchos, Mützen, Hüte, Schuhe, Gürtel, Leder- und Stofftaschen – die Vielfalt und die Vielfarbigkeit sind phänomenal. Wir genießen das Markttreiben und das Gewühl in den Gassen, kaufen für uns die eine oder andere Kleinigkeit und lieben das Feilschen um den Preis. Wir fotografieren wenig, denn es ist für uns eine Frage des Respektes vor den Einheimischen, sie nicht wie Sehenswürdigkeiten zu behandeln.
In immer noch wunderschöner Landschaft und weiterhin auf einer Höhe, die zumindest in deutschen Landen nicht erreichbar ist, lassen wir unseren Landausflug ausklingen. Ein Campesino treibt seine drei Kühe vorbei, natürlich nicht ohne wenigstens ein paar Worte mit uns zu wechseln. Morgen stürzen wir uns wieder ins Stadtgewühl, uns lockt Boliviens verfassungsgemäße Hauptstadt und eine Altstadt, die seit 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Liebe Silke und lieber Stefan,
Ihr beschäftigt Eure Fans ganz schön im doppelten Sinn.
Ich bin gespannt auf Sucre!
Dort werdet Ihr ja sicher unsere Osterwünsche empfangen können.
Herzliche Grüße von Ruth und Eberhard