In Puerto Río Tranquilo, einer unscheinbaren Siedlung am Südufer des Lago General Carrera, hätte man normalerweise keinen Grund gehabt, die Reise zu unterbrechen, wenn da nicht wieder einmal die Natur etwas Besonders aus dem Hut gezaubert hätte. Die Kraft des Wassers vorzeitlicher Gletscher und die stete Brandung haben das Gestein am Ufer zu Felsenhöhlen umgestaltet, in die man teilweise auch mit dem Boot hineinfahren kann. Vor allem ist es der helle, vieladrige Marmor, dessen extravagante Felsformationen eine zauberhafte Kombination mit dem klaren Wasser des Sees bilden.
Am selben Tag fanden wir noch ein weiteres Beispiel für die unbändige Kraft des Wassers. Eigentlich wollten wir nur noch 44 Kilometer zu einem Camp fahren, das im Valle Exploradores liegt und von Deutschen betrieben wird. Vor allem wäre es für uns ein idealer Ausgangspunkt zu Wanderungen an den Nordrand des Patagonischen Eisfelds gewesen. Dieses Tal ist auch deshalb bemerkenswert, da es erst in den 1930er Jahren von August Große erkundet wurde. Dabei hat er entdeckt, dass dieses Tal eine natürliche Verbindung zwischen dem Lago General Carrera und dem Pazifik (!) darstellt.
So weit haben wir es aber nicht geschafft, denn im Oktober 2018 haben ungewöhnlich hohe Frühlingstemperaturen und heftiger Regen zu einem übermäßigen Abschmelzen eines Gletschers geführt. Die Folge war eine unglaublich breite Gerölllawine, die sich im Tal zu einem natürlichen Staudamm auftürmte und einen See entstehen ließ, dessen Wasser nun bis zu 5 m über der bisherigen Straße steht.
Seitdem baggern Großgeräte an tausenden Tonnen an Geröll, um dem Wasser wieder zu einem geordneten Rückzug zu verhelfen. Bis das geschafft ist, kann man die gefluteten Auen nur mit dem Boot passieren, was zwar für Ausflügler und die Versorgung der Haziendas im oberen Teil des Tales ärgerlich ist, aber einem pfiffigen Unternehmer eine neue Einnahmequelle beschert hat. Wir haben für eine halbstündige Rundfahrt auf dem jungen See angeheuert und mitten im Sommer den Herbst entdeckt. Die Schönheit der Laubfärbung ist leider trauriges Ergebnis der Überflutung, denn die Bäume sterben nun wegen des hohen Wasserstands allmählich ab.
Wenn wir es genau bedenken, müssen wir nun wegen einer durch den Klimawandel verursachten lokalen Katastrophe unsere Pläne ändern.
Liebe Silke und lieber Stefan,ich hatte vorher mal über diesen See
gegooglt,aber Eure Bilder übertreffen das.Einfach toll!
Herzliche Grüße von Eberhard
Für dieses Kompliment ganz großen Dank, ihr Lieben.