Tanz auf dem Vulkan

Vulkane gehören mittlerweile zu unserer Reise als fester Bestandteil dazu. Nicht umsonst schmückt der Licancabur, der an der Grenze Chiles zu Bolivien steht, unseren Blog. Sie haben die Landschaften entstehen lassen und bestimmen ihr Bild bis in alle Ewigkeit. Nicht wenige von ihnen sind oder gelten zumindest als aktiv und die Chilenen leben mit der Gefahr. Vorbildlich sind in den Ortschaften Fluchtwege und sichere Zonen markiert. 

Im Nordteil des Parque Pumalín befinden sich gleich zwei Vulkane, der 2400 Meter hohe Michinmahuida und sein wesentlich kleinerer Nachbar Chaitén (1100 m). Obwohl der kleine Bruder seit mehr als 9000 Jahren nicht mehr aktiv gewesen ist, sorgte er mit einem Ausbruch im Mai 2008 für Schlagzeilen. Zuerst ging ein Ascheregen auf die gleichnamige Provinzhauptstadt Chaitén nieder, danach besorgte der wegen des Ausbruchs über die Ufer getretene Río Blanco den Rest, indem er Aschelawinen, Schlamm und Geröll in die Stadt trug und ganze Straßenzüge zerstörte. Auch heute sind die Zerstörungen äußerst präsent in dieser Stadt, es gibt noch nicht wieder aufgebaute Häuser und unbewohnte Stadtbezirke. 

Wir sind uns bewusst, in einer gefährdeten Zone unterwegs zu sein, gehen aber von einer statistischen Wahrscheinlichkeit aus, die gegen einen erneuten Ausbruch während unseres dreitägigen Aufenthalts spricht. Und schließlich siegt doch die Neugierde, denn zum immer noch qualmenden Gipfel des Chaitén führt ein imposanter Wanderweg. Der gesamte Aufstieg führt durch ein riesiges Gebiet, das vor allem von sterblichen Überresten riesiger Bäume übersät ist. Aber die Natur holt sich verlorenes Terrain zurück und lässt Büsche, Kräuter, junge Bäume und so manche Blüte wieder gedeihen. Und so ist der Wanderer vom Ausmaß an Zerstörung und der wiederbelebenden Kraft der Natur gleichermaßen beeindruckt. Am einstigen Gipfel steht man staunend vor zwei rauchenden Schloten, die seit zehn Jahren den neuen Doppelgipfel des Chaitén bilden. Ein wenig erinnert das an die qualmenden Überreste eines gigantischen Lagerfeuers, das am Morgen nach der Party noch Rauch und Wärme abgibt. 

Wir ziehen uns zurück auf sicheres Gebiet und verbringen einen ruhigen Tag am unberührten Naturstrand von Santa Barbara. Zwar erinnert der schwarze Sand an seine vulkanische Herkunft, aber die vorbeiziehenden Delfine und Seelöwen scheint das weniger zu interessieren. Diese Bilder haben wir nur im Kopf, denn ehe die Kamera gezückt werden konnte waren die feuchten Gesellen auch schon wieder in den Fluten verschwunden. 

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