Nach unserem eher unbeabsichtigten Ausflug in den Winter hatten wir Höhenluft geschnuppert und wollten ein weiteres Tal in diesem Gebiet erkunden. Ein Kletterer aus Uspallata hatte uns einen Tipp gegeben, wo man wunderbar in Granit klettern könnte. Dass die Jahreszeit möglicherweise noch nicht die richtige sein könnte, zog er wohl weniger in Betracht.
Die Ruta Provincial 94 schlängelt sich hinter dem verschlafenen Örtchen Manzano Histórico über Schotter und Sand bis auf 2450 Höhenmeter. Dort befindet sich ein Refugio, das als Kontrollposten der Gendarmerie betrieben wird. Wir konnten dort für eine Nacht stehen bleiben und haben diesen Platz als Ausgangspunkt für zwei wundervolle Wanderungen auserkoren.
Dass an Klettern nicht zu denken war zeigte nicht nur der Blick aufs Thermometer. Auch der offensichtlich am Vortag frisch gefallene Schnee verbot ein solches Vorhaben, aber die Wanderschuhe sollten sich daran nicht stören. An wärmenden Schichten sollte es nicht fehlen – eine kleine Vorübung für Patagonien. Knapp 4 Kilometer und 300 Höhenmeter weiter befanden wir uns im »Cajón de los Arenales«, einem Tal, das von etlichen Granitwänden gesäumt war. Am Fuße der von 20 bis zu 500 Meter hohen Wände lag freilich noch einiges an Schnee, das wäre für uns absolute Sommerkletterer kein Spaß. Übrigens trafen wir da auch noch zwei argentinische Kletterer, die offensichtlich auch nicht mit diesem Wintereinbruch gerechnet hatten. So wie sie da vor ihrem Zelt standen, kam ihr Optimismus nicht ganz glaubhaft rüber.
Zwar zeigte unser Thermometer am nächsten Morgen nur 1 Grad, aber dafür sorgte eine von einem grandios blauen Himmel herunter blitzende Sonne für Unternehmergeist. Die Wanderung entlang eines kleinen Gebirgsbaches war so einfach nicht, waren doch einige Überquerungen des selben wegen der vorherrschenden Vereisungen eher knifflig. Sogar 5 Meter Klettersteig waren wohl extra für uns eingebaut worden. Die Mühe belohnte ein wild romantischer Wasserfall, den wir unsere Wegzehrung verzehrend bewunderten.
Nun sind wir in einem kleinen Ort zwischen Mendoza und San Rafael gelandet, denn in Villa San Carlos gibt es einen Campingplatz namens »Rosengarten«, den der aus Südtirol stammende Vater des jetzigen Betreibers nach der gleichnamigen Gipfelgruppe seiner Heimat benannt hat. Hier machen wir einfach mal Urlaub vom Reisen. Das ganze natürlich bei deutlich höheren Temperaturen auf einer grünen Wiese mit herrlichem Blick auf die schneebedeckten Hochanden.