Der Leser soll an dieser Stelle nicht durch einen Bericht über den Besuch einer Großstadt gelangweilt werden, denn für uns Berg- und Naturbegeisterte war es halt eine Stadt mit Ladengeschäften, Einkaufsmeile und vor allen Dingen wahnsinnig vielen Menschen. Abgesehen vom leckeren Rotwein besticht Mendoza allerdings durch das viele Grün, alle Straßen sind von Bäumen gesäumt, die durch ein raffiniertes System an Bewässerungskanälen am Leben erhalten werden.
Der Sinn stand uns eher nach Bergen, immerhin liegt Mendoza am Fuß eines größeren Abschnittes der Anden, der durch etliche Berge geprägt wird, die höher als 6000 m sind. Mittendrin der Aconcagua, mit 6962 m nicht nur der höchste Berg Amerikas, sondern auch der Höchste außerhalb Asiens. Zum Besteigen war uns der Berg schlichtweg zu hoch, auch wenn er als leichter Gipfel gilt und deshalb von ca. 4000 Bergsteigern jährlich besucht wird. Aber wenigstens einen spektakulären Ausblick auf seine schroffe Schönheit sollte uns die Reise in die Bergwelt wert sein.
Allerdings mussten wir uns auch belehren lassen, dass die Bergwelt eben auch einen eigenen Rhythmus der Jahreszeiten besitzt. Gerade noch in T-Shirt und FlipFlops in Mendoza, nun winddichte Bergjacken und -hosen, Mütze, Handschuhe. Sonnenverwöhnt wie wir waren empfingen uns die Berge mit Nebel und Schnee (nee, das ist kein Tippfehler). Das beliebte Ausflugsziel »Puente del Inca« auf 2700 präsentierte sich im weißen Gewand, von den Bergen war absolut nix zu sehen. Immerhin haben wir Fotos machen können, die wenigstens einen gewissen Seltenheitswert besitzen.
Ursprünglich mit dem Ziel, sich ein wenig aufzuwärmen, enterten wir ein Lokal und fanden uns wenig später Rotwein trinkend mit einigen Einheimischen an einem Tisch. Die meisten von ihnen Hoteliers aus dem Nachbarort, der Gastgeber und Betreiber des Lokals auch Bergführer, der mindestens zwei Mal im Jahr Expeditionen auf den Aconcagua führt.
Uns blieb der Blick auf den Aconcagua jedenfalls leider verwehrt, denn auch am nächsten Morgen hüllten sich die Berge weiterhin in Nebel. Bei 3 Grad Außentemperatur und wieder neu einsetzendem Schneefall zogen wir es vor, uns einige Höhenmeter abwärts zu begeben. Tiefer im Tal empfing uns die Sonne, und auch einige Kondore drehten ein paar Extrarunden für uns.