Es wird Zeit, an dieser Stelle einmal zu erwähnen, dass es hier für die Jahreszeit eher zu kalt ist. Dass noch so viel Schnee rumliegt, soll nicht üblich sein; sagen zumindest die Einheimischen. Demzufolge haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir dem echten Frühling quasi den Vortritt lassen können. Darum haben wir uns zu einem Schlenker ins Nachbarland entschieden, um sozusagen auf dem gleichen Breitengrad zu verharren.
Die Fahrt von Las Lajas über die Anden entpuppte sich als landschaftlicher Glücksgriff. Angesichts solcher naturbelassener Wucht entfleucht uns immer häufiger eine Formulierung, die wir dankenswerterweise einer Mail unserer treuesten Leserin Ruth entliehen haben: »Da haben wir ja wieder eine herrliche Landschaft erwischt!« Die das Landschaftsbild bestimmenden Bäume sind Araukarien, die bis zu 70 m hoch werden und dann auch schlappe 1.000 Jahre auf dem Buckel haben können.
Ein Grenzübertritt ist nicht nur zeitraubend, sondern auch nervenaufreibend. Denn wegen einer sicherlich begründeten Angst vor Salmonellen und Fruchtfliegen dürfen keine unverarbeiteten Pflanzenbestandteile und tierischen Eiweiße nach Chile mitgebracht werden. Da dies auch rigoros kontrolliert wird bedeutet das, jedes Mal den Kühlschrank leer zu essen oder eben gute alte Schmugglertricks wieder aufzuwärmen. Und so werden allerlei Verstecke requiriert, da wir anstatt den nächsten Supermarkt anzusteuern lieber die Natur genießen wollen.
Diesmal waren wir allerdings etwas nachlässig, wir hatten die Eier im Gemüsefach vergessen. Und die hat unser freundlicher Kühlschrank-Kontrolleur natürlich gleich entdeckt. Mit erhobenem Zeigefinger sagte er freundlich, aber bestimmt: „Sie haben genau zwei Möglichkeiten: Wir werfen das jetzt weg oder sie kochen die Eier hier an Ort und Stelle!“ Erwischt! Und so haben wir eben unter Aufsicht Eier gekocht und waren froh, dass uns alles andere erhalten geblieben ist.
Seitdem waren wir 3 Tage im Nationalpark »Tolhuaca« und haben zwei wundervolle Wanderungen durch uralte Araukarien- und Südbuchenwälder unternommen. Direkt am Weg zu einem beeindruckenden Wasserfall nistete ein Kolibri, das Nest ist kleiner als eine Faust und sein Bewohner so groß wie ein kleines Hühnerei.
Unsere zweite Wanderung konnten wir wegen hüfthoher Schneewehen nicht vollenden. Sie führte auch durch ein Gebiet, in dem 2015 ein Waldbrand gewütet hatte und der über 6.000 Hektar dieses wertvollen Ökosystems vernichtet hatten. Bis die Bäume wieder die Mächtigkeit erreichen, die die vom Brand zerstörten Baumriesen einst hatten, werden wohl mehr als 500 Jahre vergehen müssen. Trotz dieses Wermutstropfens erfreute uns die herrliche Natur und die schönen Ausblicke auf ferne Vulkane. Haben wir mal wieder eine herrliche Landschaft erwischt?
Hallo ihr lieben „Schmuggler“. Wie immer genießen wir eure beeindruckenden Bilder von überwältigenden Landschaften. Vielen Dank aber auch für die geschriebenen Details und Anekdoten eurer Reise… Wir freuen uns bei jedem Blogkontakt für euch… Liebe Grüße aus Jena